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Ein Jahr HILDE UMDASCH HAUS

01/09/2016 


September 2016

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen langsam kühler, der Herbst kommt. Erst an der Jahreszeit merken wir jetzt, wie schnell unser erstes Jahr im HILDE UMDASCH HAUS (HUH) verstrichen ist, Ende September feiert das HUH seinen ersten Geburtstag.

Seit nunmehr einem Jahr steht das HILDE UMDASCH HAUS in Amstetten und seit September 2015 wurde das Haus mit mehr und mehr Leben erfüllt. Zu uns gekommen sind Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen. Ein paar davon leben fast schon das ganze Jahr bei uns, so wie Ryan.

Ryan am Trampolin

Ryan am Trampolin

Wir dürfen den mittlerweile Zweijährigen begleiten, der bei seinem Einzug noch künstlich beatmet wurde und kaum Eigenbewegung hatte. Mittlerweile benötigt er nur noch Sauerstoff, erforscht krabbelnd seine Umgebung und spielt beim Musizieren in der Gruppe gern auf seinem Xylophon. Diese Entwicklungen waren vor einem Jahr kaum denkbar. Sie sind das Ergebnis aus individueller und vor allem liebevoller Pflege, Begleitung und Förderung durch unser gesamtes Team.

Leben nach dem Normalitätsprinzip

Es ist Mittagszeit und alle versammeln sich in der Küche. Gemeinsam wird der Tisch für das Essen vorbereitet, jeder bekommt eine Aufgabe und darf mithelfen. Meist stehen nur wenige Teller am Tisch, denn die meisten Kinder bekommen ihre Nahrung über eine Sonde. Trotzdem sollen zu Mittag alle zusammenkommen. Und „alle“ bezieht sich nicht nur auf alle Kinder und Jugendlichen des Hauses und die MitarbeiterInnen aus dem Bereich Pflege und Pädagogik. Wenn es die Arbeit zulässt, verbringt auch der Haustechniker zwischen Gartenpflege und Wartung der haustechnischen Anlagen seine Pause am gemeinsamen Mittagstisch.

Geprägt durch die Eden-Philosophie ist unser Ziel, den Kindern und Jugendlichen ein normales Leben, ein Zuhause zu bieten. Egal, ob die Kinder für ein paar Tage, ein paar Wochen oder auf unbestimmte Zeit, geplant oder kurzfristig zu uns kommen. Wir möchten einen Ort schaffen, wo ein Leben wie in einer großen Wohngemeinschaft möglich wird, wo sich die sozialen Kontakte der Kinder und Jugendlichen nicht nur auf die anderen Bewohner und das Team beschränken, sondern darüber hinausgehen, wo die Natur eine wichtige Rolle spielt und wo menschliche Wärme spürbar wird.

Sprache als Instrument für Normalität

Um Normalität einziehen zu lassen und um uns bewusst von anderen Institutionen wie Krankenhäusern abzugrenzen, wo leider allzu oft Diagnosen und nicht der Mensch als ganzheitliches Individuum im Vordergrund stehen, möchten wir Abläufe möglichst normal gestalten. Das gilt auch für die Sprache, die bewusst und unbewusst auf unser Verhalten und Erleben Einfluss nimmt. Aus diesem Grund sprechen wir beispielsweise von Ein- und Auszug und nicht von Aufnahme und Entlassung. Das ist oft für Teammitglieder, die jahrzehntelang in Spitälern gearbeitet  haben und dementsprechend geprägt sind, nicht immer einfach, aber durch großes Teamvertrauen und -zusammenhalt unter den MitarbeiterInnen ist es auch möglich, KollegInnen immer wieder freundlich darauf aufmerksam zu machen. Wir sind eine lernende Organisation.

Ein Jahr HILDE UMDASCH HAUS

Man kann sich das HUH als Wohngemeinschaft vorstellen, in der im Lauf des Jahres alle Feste gefeiert wurden. Zum Geburtstag gibt es eine Torte und Geschenke, am 6. Dezember kam der Nikolaus, es gab ein stimmiges Weihnachtsfest für die Kinder und im Frühling und Sommer konnte nun endlich der schöne Garten genutzt werden. Im Verlauf eines Jahres gibt es viele schöne, aber auch traurige Momente. Sicherlich überwiegen die schönen Erfolge. Insgesamt waren 26 Kinder und Jugendliche im HUH. Vier davon haben den Bedarfskrisenplatz in Anspruch genommen, das heißt, sie kamen zu uns, weil ihre Eltern als pflegende Angehörige ausgefallen sind oder ein Krankenhausaufenthalt nicht mehr länger notwendig, eine Entlassung nach Hause aber auch nicht möglich war. Wir konnten bis dato 23 Familien unterstützen und entlasten, von drei Familien waren Geschwisterpärchen bei uns.

Wir freuen uns auch immer wieder über Rückmeldungen von Menschen, die unser Haus besucht haben oder Familien das HILDE UMDASCH HAUS empfohlen haben. Erst vor kurzem hat uns ein E-Mail mit folgenden Zeilen erreicht: „Ich habe von Ihrer Einrichtung gehört und auch schon einige Fotos gesehen und ich bin begeistert. Es ist traurig, dass es nicht mehr solcher Einrichtungen gibt, denn es gibt so viele Familien, die Unterstützung brauchen. […] Ich bin begeistert und hoffe, dass sich jedes Bundesland ein Beispiel an Ihnen nimmt und selbst solche Häuser errichtet. […] Danke, dass es euch gibt!“

Übrigens, Ryan kann sich mittlerweile schon fast alleine in eine aufrechte Position hochziehen. Vielleicht können wir Ihnen nächstes Jahr schon von den ersten Schritten berichten.

Malteser Kinderhilfe GmbH

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